Kudzu – die asiatische Hülsenfrucht | Verbraucherzentrale.de (2024)

Kudzu soll Wechseljahrsbeschwerden lindern und bei der Alkohol- und Rauchentwöhnung helfen. Stimmt das?

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Das Wichtigste in Kürze:
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  • Kudzu wird als Nahrungsergänzung für die Alkohol- und Rauchentwöhnung, zur Linderung von Wechsel­jahrsbeschwerden oder für Sporttreibende angeboten.
  • Eine abschließende gesundheitliche Bewertung ist mangels Daten und aufgrund vieler ungeklärter Fragen nicht möglich.
  • Frauen, die an einem östrogenabhängigen Brust-oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren, sollten ohne fachärztliche Rücksprache auf keinen Fall kudzuhaltige Nahrungsergänzungsmittel verwenden.

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Was steckt hinter der Werbung zu Kudzu?

Angepriesen wird Kudzu mit Aussagen wie zum Beispiel "verbessert die Durchblutung", "hilft der Verdauung", "lindert Wechseljahrs­beschwerden", "für die pure Lebenslust" oder "reduziert Muskelschmerzen und Steifheit" für Sporttreibende. Vor allem soll Kudzu bei der Alkohol- und Rauchentwöhnung helfen. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird der Kudzu-Bohne auch eine blutzuckerregulierende und cholesterinsenkende Wirkung zugeschrieben. Auch bei Erkältungen, Nacken- oder Augenschmerzen soll sie demnach helfen.

Kudzuwurzelpulver und -extrakte werden vor allem im Internet, aber auch in Apotheken als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Die auf den Produkten aufgeführten Werbeaussagen beruhen meist auf traditionellen Überlieferungen - wissenschaftlich bewiesen durch Humanstudien sind sie nicht. Auch die ersten kleinen Studien, die in manchen Internetportalen erwähnt werden, stellen keinen ausreichenden wissenschaftlichen Beweis dar. Und sie beziehen sich nicht zwangsläufig auf den in Nahrungsergänzungsmitteln verwendeten Extrakt, dieser kann ein völlig anderer sein, da es bei Lebensmitteln diesbezüglich keine Standards gibt. Gerade in Bezug auf Wechseljahrsbeschwerden ließ eine systematische Untersuchung keinerlei Vorteil für Kudzu erkennen.

Werbeaussagen, die arzneiliche Wirkungen beschreiben, sind für Lebensmittel, zu denen auch die Nahrungsergänzungsmittel gehören, gemäß der gesetzlichen Bestimmungen (Art. 7 Lebensmittel­informations­verordnung) nicht erlaubt.

Auf was sollte ich bei der Verwendung von Kudzu achten?

Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ist auf Grundlage der vorliegenden wissenschaftlichen Daten ein gesundheitliches Risiko insbesondere bei längerfristigem Verzehr von Kudzu-Wurzeln und deren Zubereitungen nicht auszuschließen. "Rein pflanzlich" heisst nicht immer "harmlos". Unklarheit besteht hinsichtlich verschiedener Aspekte:

  • Gibt es Wechselwirkungen mit bestimmten Enzymen und Arzneistoffen?
  • In bzw. ab welchem Dosierungsbereich treten pharmakologische und toxische Wirkungen auf?
  • Welche östrogenen Effekte haben die enthaltenen Isoflavone?
  • Wie ist der Einfluss auf Wachstums- und Schilddrüsenhormon?
  • Wie ist die Wirkung zusammen mit Alkohol?

Nehmen Sie keinesfalls mehr als die vom Hersteller empfohlene Tagesdosis, denn nur für diese Menge haftet dieser für die Sicherheit des Nahrungsergänzungsmittels. Einige Anwender:innen beschreiben Kreislaufprobleme nach Einnahme.

Frauen, die an einem östrogen­abhängigen Brust- oder Gebärmutter-bzw. Eierstockkrebs erkrankt sind oder erkrankt waren, sollten auf keinen Fall ohne fachärztliche Rücksprache kudzuhaltige oder andere isoflavonhaltige Nahrungs­ergänzungsmittel verwenden. Schwangere, Stillende und Kinder sollten von der Verwendung solcher Produkte absehen.

Kudzu sollten Sie wegen vorhandener Wechselwirkungen nicht nehmen, wenn Sie Medikamente gegen Diabetes, Tamoxifen (gegen Brustkrebs) oder Methotrexat (gegen rheumatoide Arthritis) bekommen. Es sind auch Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten möglich, fragen Sie ggf. in Ihrer Apotheke nach. Nach Einnahme eines Kombi-Produkts aus Kudzu und Mistel wurde von einem Fall von Leberintoxikation berichtet.

Ob ein kudzuhaltiges Nahrungs­ergänzungsmittel in Deutschland verkauft werden darf, wird durch die Lebensmittel­überwachung in den Bundesländern bei stichprobenartigen Kontrollen entschieden. Kudzu-Wurzel, -Blüten und -Blätter in Nahrungsergänzungsmitteln sind im Sinne der Novel-Food-Verordnung (EU) Nr. 2015/2283 zwar nicht neuartig - diese Aussage betrifft jedoch nicht alle Kudzu-Extrakte. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofes wurde ein Nahrungsergänzungsmittel mit einem Trockenextrakt aus der Wurzel der Kudzu-Pflanze als neuartig angesehen und darf demzufolge nur nach einer Zulassung als neuartiges Lebensmittel verkauft werden. Im Europäischen Schnellwarnsystem wurde vor einem Kudzu-Alkoholextrakt als nicht zugelassenes Novel Food gewarnt.

Wenn Sie Fragen zu der Sicherheit eines Produkts haben, wenden Sie sich bitte an Ihre örtlich zuständige Lebensmittel­überwachungsbehörde (bei der Stadt oder dem Kreis angesiedelt).

Was ist Kudzu?

Kudzu (Pueraria lobata), auch Kudzu-Bohne oder Kopouwurzel, ist eine asiatische Hülsenfruchtpflanze (Leguminose). Die Kudzuwurzel bildet sehr lange und bis zu 35 Kilogramm schwere, essbare Ausläufer/Knollen, die Stärke enthalten. In Japan werden sie gegart gegessen oder als Stärkelieferant, zum Beispiel für Nudeln und als Verdickungsmittel genutzt.

Als Nahrungs­ergänzungsmittel wird meist das (gefriergetrocknete) Wurzelpulver in Kapselform angeboten, aber auch nicht näher definierte Wurzel-Extrakte oder Wurzel-Trockenextrakte sind auf dem Markt.

Welche Inhaltsstoffe sind in Kudzu enthalten?

In der Kudzu-Wurzel befinden sich sogenannte Isoflavone, insbesondere Daidzein, Puerarin und Daidzin. Isoflavone sind sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, die ebenfalls in Sojabohnen, aber auch in Rotklee vorkommen. Die Struktur der Isoflavone ähnelt der des menschlichen Hormons Östrogen, weshalb es auch als Phytoöstrogen bezeichnet wird.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung werden bei der Verwendung von Kudzu-Wurzel-Extrakten - wie sie als Nahrungsergänzung eingesetzt werden - oft mehr als 290 mg Isoflavone pro Tag zusätzlich zur normalen Ernährung aufgenommen, viele Produkte sind mit 500-1.000 mg/Tag dosiert. Die übliche tägliche Aufnahmemenge für Isoflavone liegt bei 2 mg. Daher führt die Verwendung solcher Nahrungs­ergänzungsmittel zu einer 100-fach erhöhten Aufnahme an Isoflavonen, im Extremfall sogar zu einer 500-fach höheren Aufnahme.

Unser Tipp:
Mit einer pflanzenreichen und abwechslungsreichen Kost, die bei guter Verträglichkeit auch Sojaprodukte enthalten kann, werden neben Phytoöstrogenen noch viele andere wertvolle Nahrungsinhaltsstoffe wie beispielsweise weitere sekundäre Pflanzenstoffe, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen.

Weitergehende Informationen:

Isoflavone - Hilfe in den Wechseljahren?

Wechseljahre: Krebsrisiko durch Hormone? Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen – was dagegen hilft und nicht schadet, Krebsinformationsdienst, Stand: 19.06.2023 (abgerufen am 05.02.2024)

Wechseljahrsbeschwerden selbst lindern, gesundheitsinformation.de, Stand: 02.01.2023 (abgerufen am 05.02.2024)

Quellen:

Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Risikobewertung von Pflanzen und pflanzlichen Zubereitungen. 2., ergänzte Auflage 2013. (abgerufen am 05.02.2024)

BGH-Urteil vom 16. April 2015 · Az. I ZR 27/14 (Bohnengewächsextrakt).

Memorial Sloane Kettering Cancer Center: Kudzu. Stand: 04.02.2022 (abgerufen am 05.02.2024)

RASFF-Schnellwarnsystem (abgerufen am 05.02.2024)

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Rein pflanzlich heißt nicht immer harmlos

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Foto: Verbraucherzentrale

Nährstoffe in Lebensmitteln

Nahrungsergänzungsmittel sind häufig überflüssig, denn die benötigten Nährstoffmengen lassen sich auch einfach essen. Das zeigt die bei den Verbraucherzentralen erhältliche Drehscheibe "Wellness, Gesundheit, Schönheit?". Sie informiert entsprechend der hier im Portal genannten Produktgruppen über die entsprechenden Inhaltsstoffe in herkömmlichen Lebensmitteln und zeigt die benötigten Portionsgrößen. Hier ist sie digital umgesetzt.

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